Epigenetik:
Epigenetik ist ein Gebiet in der Biologie, das sich mit den Vorgängen und Modifikation auf den Phänotyp befasst, die nicht von der Genregulation und Genexpression beeinflusst werden. Die Fragestellung ist, wie die Aktivität von Genen beeinflusst werden kann und damit auch die Entwicklung von Zellen bzw. des Organismus. Die Grundlagen bilden Modifikationen am Chromosom, die dabei keine Veränderung der DNA-Sequenz beinhaltet. Zu den Veränderungen zählen DNA-Methylierung oder die Modifikation der Histone.
Histone sind Proteine, die im Zellkern der Eukaryoten vorkommen und die DNA 'verpacken'. Dabei wickelt sich die DNA ca.1,5 mal um den Histonkomplex und bildet mit ihm ein Nukleosom.
Abbildung 1: Nucleosome structure (Das Bild per Mausklick ran und weg zoomen)
Dieser Komplex besteht aus 8 Histonen, je zwei Kopien von den Histonen H2A, H2B, H3, und H4, diese bilden ein Oktamer. Die Histone sind aus einem globalen Zentrum aufgebaut mit endständigen Armen, den Histon-Tails.
Durch die chemische Veränderung der Histon-Proteine hat die Histonmodifikation zum Teil auch einen Einfluss auf die Transkription. Dies umfasst unter anderem Mehylierung, Phosphorylierung, Sumoylierung, Ubiquitinylierung und Acetylierung, sowohl auch deren Rückreaktion.
Abbildung 2: Histonmodifikation (Das Bild per Mausklick ran und weg zoomen)
Nomenklatur der modifzierenden Enzyme:
Abbildung 3: Nomenklatur (Das Bild per Mausklick ran und weg zoomen)
Im Praktikum wurde sich mit folgenden histonmodifzierenden Domänen auseinandergesetzt:
- SET - Protein-Lyin-Methyltransferase
- Bromodomäne - 'liest' monoacetylierte Lysine
- Chromo - bindet an Methylierte Histone
- HAT1_N - Acetyltransferase
- Acetyltransf_7 - Acetyltransferase - überträgt Acetyl-Rest
Der Danaus plexippus (Monarchfalter) ist eine im Norder der USA (und Süden Kanda) lebender Schmetterling. Aufgrund von der Kälte im Winter, dem Fressverhalten (Milkweed als Larve und Nektar als Schmetterling) und dem Brutverhalten migriert der Monarchfalter jeden Herbst nach Zentral-Mexiko. Die Herbst-Generation des Schmetterlings frisst sehr viel, speichert diese Energie in Form von Fett ab und tritt in die Diapause (Pause von Vermehrung). Er flieg im Herbst Südwest nach Mexiko um dort zu überwintern und fängt im Frühjahr an zurück Richtung Nordost zu fliegen. Die währendessen erzeugte Frühlings-Generation fliegt weiter nach Nordost bis Sie den Norder der USA erreicht haben. Die danach kommende Sommer-Generation bleibt im Norden der USA.
Animation: Migrationsverhalten Danaus plexippus
Es ist derzeit unklar wie die jeweilige Generation weiß wohin diese fliegen muss. Der Monarchfalter lernt das Migrationsverhalten weder von der Elter-Generation (wie bei Singvögeln), noch erinnert er sich an deinen Geburtstort (wie z.B. der Lachs) oder hat ein dementsprechendes Schwarmverhalten (wie bei Schwarmfischen). Eine Mögliche Erklärung wären Einflüsse aus der Umwelt. So könnten Beispielsweise die Tageslänge in Kombination mit dem Lichtspektrum, die Temperatur, veränderte Fressbedingungen (weniger Pflanzen im Herbst) oder der Erdmagnetismus dem Monarchfalter die vorherrschende Jahreszeit verraten und somit sein Migrationsverhalten beeinflussen.
Eine weitere Möglichkeit stellt die Epigenetik dar. So wäre es z.B. möglich das der Monarchfalter über ein generationsübergreifendes, epigenetisches Gedächtnis sein Migrationsverhalten regelt.Durch die Modifikationen und dem damit einhergehenden an- und abschalten von bestimmten Genen könnte eine Ursache für das Migrationsverhalten des Danaus plexippus bestimmt werden. Dies würde für vorhandene Modifikationen der Histone sprechen, sodass bestimmte Gene und deren Expression behindert oder gestegert werden können. So würde sich auch eine Erklärung für die Veränderung der körperlichen Merkmale im Herbst finden.
Das Ziel des Projektes ist mit Hilfe von bio-informatischen Tools mögliche Domänen zu finden, die speziell im Danaus plexippus vorkommen und einen Hinweis auf das Migrationsverhalten liefern könnten.
> Gibt es Proteine die nur in Danaus plexippus vorkommen?
> Wie sieht es bei den nahen Verwandten aus?
Materialien:
Proteinortho:
Die Proteinortho-Tabelle wurde mit dem, von der Universität Leipzig entwickelten, Orthologie-Detektions-Tool Proteinortho erstellt. Die Tabelle zeigt für jede der untersuchten Spezien ob diese untereinander orthologe Gene besitzen ( Proteinortho-Tabelle).
Domain-Tabellen:
Die .hmm Files der Domänen SET, Bromodomäne, Chromo, HAT1_N und Acetyltransf_7 (Quelle: Pfam) wurden mittels HMMER-Tool (beruht auf dem Hidden Markov Modell) mit den Proteinsequenzen der untersuchten Spezien abgeglichen. Die für jede Spezies entstandenen Alignments wurden je in einer Domäne-Tabelle gespeichert. Anschließend wurden die Alignments mit einem geringeren Score als 30 aus den Tabellen gelöscht.
Die entstandenen BestScore-Domain-Tabellen im Zip-Format herunterladen
Daten für die Überprüfung von Proteinsequenzen, die nur im Danaus plexippus vorkommen:
In diesem Schritt wurden die Proteinsequenzen vom Monachfalter (dpl und dpl3) mit der Proteinortho-Tabelle verglichen. Somit konnten die Proteine, welche nicht ortholog in anderen Spezien vorkommen, herrausgefiltert werden. Zuerst wurden aus der entsprechenden Fasta-Datei, welche die Proteinsequenzen der Spezies enthält, alle Proteinnamen des des Danaus plexippus herrausgenommen und in eine Liste gespeichert (hier: dpl, dpl3). Als zweites wurde in seperaten Listen die Proteinnamen von dpl und dpl3 abgespeichert, welche in der Proteinortho-Liste vorkommen (hier: dpl, dpl3). Anschließend wurden je für dpl und dpl3 die beiden Listen mittels join-Befehl abgeglichen, sodass eine Liste der nicht orthologen Gene entstand (hier: dpl, dpl3 ). Nun wurde geschaut, ob die nicht orthologen Gene in den fünf dpl bzw dpl3 Domänen-Tabellen vorkommen. Für den Vergleich des dpl konnte keine und für den Vergleich des dpl3 konnte eine einzige Übereinstimmung gefunden werden (hier: dpl3)
Daten für die Überprüfung von Proteinsequenzen, die im Danaus plexippus und ortholog in der näheren Verwandschaft vorkommen:
In diesem Schritt wurden in Gene gesucht, die im Danaus plexippus und ortholog in seiner näheren Verwandschaft vorkommen. In Abbildung XY ist ein philogenetischer Baum vom Danaus plexippus (roter Ast) und seiner Verwandschaft dargestellt. Um die entsprechenden orthologischen Gene zu bekommen, wurden die Zeilen der entsprechenden Spalten (Spalte für die Spezien) in der Proteinortho Tabelle überprüft, ob diese beim Danaus plexippus und bei seinen Verwandten orthologe Geneinträge besaßen.
Abbildung XY: Nahe Verwandtschaft (Das Bild per Mausklick ran und weg zoomen)
Die gefunden Gene von dpl und dpl3, welche orthologe Gene in der Verwandschaft besaßen, wurden anschließend je mit den zugehörigen fünf Domänen-Tabellen auf Übereinstimmung überprüft und die entsprechenden Einträge aus der Domänen-Tabelle in einer Liste zusammengefasst. (hier: dpl, dpl3 ). Um die Daten von dem Dpl3 Ergebniss (Es wurde nur Dpl3 ausgewertet, da dies das vollständigere Genom ist) besser objektiv auswerten zu können, können wurde eine Tabelle erstellt, welche für die gefundenen Ergebnisse (Genbezeichnungen plus die zugehörigen Domänenbezeichnung/en) zeigt, ob ein orthologes Gen in einer anderen Spezies vorhanden war oder nicht. Die jeweiligen Felder wurden mit einer '1' für 'vorhanden' oder einer '0' für 'nicht vorhanden' beschriftet. Aus der enstandenen binären Tabelle ( dpl3) lies sich eine Heatmap (siehe Seite 3) erstellen.
Heatmap: orthologe Gene mit Domänenbezeichnung (Das Bild per Mausklick ran und weg zoomen)
Aufsummierung der Domänen-Daten:
Um eine Übersicht über die epigenetische Aktivität der fünf Domänen im Bezug auf die Arten zu bekommen, wurden die Werte in der Tabelle aufkummuliert. Die daraus resultierende Tabelle enthält eine Übersicht über die Anzahl der Domänen pro Spezies (Auswertung). Für die aus der Tabelle entstandene Heatmap wurde noch zusätzlich das CLK-Protein hinzugefügt. Da der FTP-Server von "http://supfam.cs.bris.ac.uk/SUPERFAMILY/", auf der sich die Profile-Hmm für die CLK-Domäne befindet, während des Praktikums offline war, wurde ausweichend das CLK-Protein zur Auswertung benutzt.
Heatmap: Anzahl der Domänen pro Spezies. Absolute Zahlen
Heatmap: Anzahl der Domänen pro Spezies. Normalisiert
Diskussion:
In Danaus plexippus ist eine Bromodomäne gefunden worden, die selbst bei den nahen Verwandten nicht auftritt. Diese Domäne erkennt monoacetylierte Lysine und könnte dementsprechend eine aktivierende Wirkung haben und eventuell die Gene mit beeinflussen, die die Diapause initiieren. Dies könnte durch weiterführende Untersuchungen bestätigt werden.
Heatmap: orthologe Gene mit Domänenbezeichnung (Das Bild per Mausklick ran und weg zoomen)
Bei dem Vergleich der gefunden Domänen im Danaus plexippus mit einem anderen Datensatz des Danaus plexippus und verwandten Arten zeigen sich auch Unterschiede im Vorhandensein von Domänen. So ist der Datensatz DPL3 aussagekräftiger, als der DPL-Datensatz, hier wurden mehr der histonmodifzierenden Domänen gefunden.
Eine Art des phylogenetischen Baumes und der Verwandtschaft von den Arten könnte man sehen, dies liegt aber nicht dem originalen phylogenetischem Baum zur Grundlage. Nahe Verwandte weisen die gleichen Domänen in der gleichen Anzahl auf und weit entfernte Verwandte dementsprechend in einer niedrigeren Anzahl bzw. fehlen sie hier komplett.
Heatmap: Anzahl der Domänen pro Spezies. Absolute Zahlen
Heatmap: Anzahl der Domänen pro Spezies. Normalisiert
Bis auf Melitaea cinxia sind bei den Lepidoptera verstärkt Bromodomänen sowie SET-Domönen zu beobachten. Dies deutet darauf hin, dass der Anteil an Histonmodifizierenden Methyl-schreibenden und Acetyl-lesenden Enznyme in dieser Ordnung verstäkrt auftritt und so eine Tendenz zur erhöter epigenetischer Aktivität zeigt. Für ein besseres Ergebnis sollten jedoch weitere Domänen miteinbezogen werden.
Hinzuzufügen ist, dass das Tool Proteinortho nicht alle CLK-Proteine fand, da nur in 6 der 14 Spezias das CLK-Protein als ortholog erkannt wurde. Blasted man das dpl3 Protein (IDPOGS206046-PA) gegen alle untersuchten Spezies, ist zu erkennen, dass bestimmte Bereiche stark konsverviert sind, während andere Bereiche keine Homologie aufwiesen (blastout). Aufgrund des daraus resultierenden niedrigen Scores konnte Proteinortho diese Proteine nicht als ortholog einstufen.
About:
Das Praktikum zur Analyse des Migrationsverhalten vom Danaus plexippus (Monachfalter) fand im Rahmen der Vorlesung 'Sequenzanalyse und Genomik' des Studiengangs Bioinformatics Leipzig (Universität Leipzig) in dem Zeitraum vom 12. Januar 2015 bis 23. Januar 2015 statt. Betreut wurde das Praktikum von Dr. Sonja J. Prohaska und Dr. rer. nat Jana Hertel
Gruppenbetreuer:
- Nico Herbig
Gruppenmitglieder:
- Pascal Antonio Nardini
- Oliver Scheer
- Michael Rade
Quellen:
Epigenetik:
http://flexikon.doccheck.com/de/Epigenetik
http://www.spektrum.de/thema/epigenetik/1191602
http://de.wikipedia.org/wiki/Epigenetik
Histone:
http://de.wikipedia.org/wiki/Histon
http://de.wikipedia.org/wiki/Histonmodifikation
Danaus plexippus:
http://www.bioinf.uni-leipzig.de/teaching/currentClasses/class190.html
http://www.nature.com/nature/journal/v514/n7522/full/nature13812.html
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959438811002108
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2681450/
http://nar.oxfordjournals.org/content/early/2012/11/09/nar.gks1057.abstract
http://en.wikipedia.org/wiki/Monarch_butterfly
Quellen Stand vom: 12.02.2015